Cesar Millan der Tierquäler der sich Hundeflüsterer nennt

Cesar Millan der Tierquäler der sich Hundeflüsterer nennt

DIE LUST AN DER DOMINANZ: CESAR MILLAN

MillanBis vor kurzem habe ich mich für Cesar Millan überhaupt nicht interessiert. Doch da er nun auch nach Österreich kam bzw. kommt, blieb mir eine Auseinandersetzung mit seinen Thesen nicht erspart. Mir sind immer wieder Menschen begegnet, die im Brustton der Überzeugung davon sprachen, dass man Hunde dominieren müsse. Ich dachte mir bisher, das sind einfach Personen, die im täglichen Leben keine Macht haben und ihre Lust zu dominieren an ihren Hunden auslassen. Nach Cesar Millans Auftritten in Wien fühle ich mich in dieser Einschätzung bestätigt.

In seinem Buch „Du bist der Rudelführer“ erklärt er ab Seite 348, wie man „richtig“ spazieren geht. Zunächst einmal: immer und überall mit Leine, und zwar hat man sein tolles Würgehalsband, eines mit Stacheln oder das bewährte alte mit Elektroschockfunktion zur Auswahl. Bei ersterem, einer eigenen Millan-Erfindung, wird der Kopf durch mehrere Schnallen straff gehalten – laut Millan wirke der Hund dadurch stolz – und hinter dem Ohr befindet sich ein dünner Würgestrick, der an dieser Stelle, laut Millan, besonders schmerzhaft ist und sich deshalb zur Disziplinierung des Hundes sehr gut eigne. Ja, und dann müsse der Hund ständig bei Fuß gehen und dürfe nirgends schnüffeln, zumindest ¾ des gesamten Spaziergangs. Wenn er sich brav unterwürfig verhält, dann kann man ihn zur Belohnung „sein Geschäft“ verrichten lassen. Ansonsten habe sich der Hund immer hinter seinem Herrscher aufzuhalten und muss, wenn er sich unter 1,2 m annähert, am Boden kriechen und seinen Schwanz zwischen die Beine einziehen. Dazu hat Millan bei der Show in der Stadthalle eine eigene Broschüre mit aufschlussreichen Bildern verkauft.

In seinem Buch erklärt Millan dann das eigentliche Motiv für dieses absurd tierfeindliche Verhalten: es bereite ihm einfach Lust. Es sei so ein wunderbares Hochgefühl, einen Hund zu kontrollieren und ihm befehlen zu können bei Fuß zu bleiben und das und jenes zu tun. Wie toll, wenn der Hund vor Angst am Boden kriecht, wenn er sich nähert. Also doch die Lust zu dominieren. Ich bin das geborene Alphatier, der Rudelführer, the leader of the pack, Millans Leitspruch.

Ich lese diese Darstellungen und werde wirklich wütend. Es ist erschütternd, dass Hunde Perverslingen dieser Art ohne jeden Schutz ausgesetzt werden. Was müssen diese Tiere mitmachen! Ich lese gerade die Biographie von Amon Göth und sehe erschreckende Parallelen. Hier wie dort ein Mensch, der über andere Wesen unumschränkte Macht erhält und dem die dabei erlebte Lust mit ihm durchgeht.

Der Hund sei, so Millan, das einzige Wesen der Welt, dessen Lebensziel es ist, seine Herren glücklich zu machen. Aber halt, war das nicht in den Augen der SklavenhalterInnen auch das einzige Lebensziel der afrikanischen SklavInnen in den Südstaaten der USA? Hunde bräuchten eine starke Hand, wie man das noch vor 40 Jahren in der Kindererziehung behauptet hat. In meiner Volksschule wurden die Schüler (nur männlich) mit dem Rohrstock geschlagen, damit etwas aus ihnen wird und sie Grenzen kennenlernen. Wenn man seine Kinder wirklich liebt, wurde gesäuselt, dann muss man sie zu ihrem Besten züchtigen. Millan schreibt davon, wie wichtig für ihn als Kind die Disziplinierung durch seinen Großvater war. Und dasselbe gelte für Hunde: wer sie liebt, der würgt und elektroschockt sie, natürlich nur zu ihrem Besten.

Erschreckend, wie viele Menschen auf so einen Unsinn hereinfallen. Düringer meint z.B., dass Millan schon recht habe, es gäbe viel zu viele aufmüpfige Hunde, die ihn offenbar stören. Dabei werden Hunde erst durch eine solche Behandlung unberechenbar, wie sich gerade wieder im Burgenland bei einem Jäger gezeigt hat, der offensichtlich seinen Jagdhund mit Dominanz erzog und der jetzt von ihm gebissen wurde und den er dann von der Polizei erschießen ließ (http://burgenland.orf.at/news/stories/2668728/). Der Kurier berichtet, dass ein WEGA-Chef und ein Polizeihundekommandant von Millans Methoden schwärmen! Hat nicht kürzlich wieder einmal ein Polizeihund das Kind seines Führers zu Hause „überraschend“ totgebissen?

Was genau soll so ein Umgang mit Hunden bringen? Der Hund wird unberechenbar und bissig, auch wenn er zeitweise vor Angst erstarrt und ungefährlich und folgsam wirkt. Vom Standpunkt des Hundes ist das Ganze eine völlige Katastrophe, ihm werden Persönlichkeit und Seele gebrochen, er kann sich nicht entfalten und seine Freiheit erleben. Bleibt nur die Lust an der Dominanz. Der einzige Grund, so etwas zu tun, und einem Herrn Millan nachzueifern. Doch für einen selbst, sowie für die ganze Gesellschaft von Menschen, Hunden und anderen Tieren, wäre in diesem Fall eine Psychotherapie die bessere Option.

Das heißt natürlich nicht, dass man einem Hund nicht sagen kann, dieses oder jenes ist störend oder er solle es nicht mehr tun. Natürlich kann man das. Wie in der Beziehung unter Menschen. Auch da kann ich meinem Ärger Ausdruck verleihen, oder darum bitten, das oder jenes zu unterlassen. Hunde wie Menschen sind Rudeltiere, d.h. sie wollen in einer engen Gemeinschaft leben und sich den sozialen Regeln anpassen. Aber Hunde wie Menschen wollen sich deshalb nicht unterwerfen, sondern die Regeln mitgestalten und in beidseitige, faire soziale Beziehungen treten, die allen Beteiligten ihre Freiräume lassen und ermöglichen, dass man die eigene Persönlichkeit entfaltet. Das sollte die Grundlage des Zusammenlebens mit Hunden sein.

22. September 2015 / by / in

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